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Sie
erzählte meiner Frau, dass ihr Mann starb nachdem er am Heimweg
von den Feldern, nach einem langen Tag harter Arbeit von einer
'Yellow Jaw Tommygoff' Schlange gebissen wurde. Dolores erzählte
meiner Frau auch, dass nach dem Tod ihres Monico das Leben viel
härter wurde für sie und ihre Familie. Deshalb, sagt
Dolores, musste sie die Realität akzeptieren und ihr Dorf
Mafredi verlassen.
Einundvierzig
oder dreiundvierzig, Dolores war sich nicht ganz sicher, als ich
sie fragte wie alt sie war, doch ganz bestimmt erklärte sie
mir, war sie geborene 'Ketchi Maya', und das schon viel länger
als es Strom in ihrem entlegen Dorf gegeben hat.
Seit
sie Mafredi, ihren Geburtsort in den Ausläufern der Maya
Mountain Gebirgskette im Bezirk Toledo verlassen hat, ist Dolores
Richtung Osten gezogen. Dolores und ihre Familie leben jetzt in
einem Holzhaus mit drei Zimmern am Rande der kleinen Hafenstadt
Punta Gorda, das Dolores um sechzig Dollar pro Monat mietet. Und
obwohl nicht mehr als fünfzehn Meilen zwischen Mafredi und
ihrem neuen Heim liegen, ist ihr Leben in Punta Gorda doch weit
entfernt von dem was es einmal war, mit ihrem Monico.
Dolores
hat viele hungrige Mäuler zu füttern, sie ist eine alleinstehende
Mutter die ihr Bestes gibt um ihre neun Kinder alleine unter dem
Zinkdach ihres kleinen, liebevollen Heims groß zu ziehen.
Das Alter der Kinder reicht von dreiundzwanzig - Rosaria, die
Älteste, die jetzt in Belize City lebt - bis zu drei - Jonathan,
der Jüngste, der nach dem jüngsten Bruder ihres verstorbenen
Gatten benannt war.
Als
ich Dolores kennen lernte verkaufte sie kleine Kanus, handgeschnitzt
aus Blöcken von Mahagoniholz das übriggeblieben war
bei dem Prozess hundert Jahre alte Riesen in Bauholz zu verwandeln.
An dem Tag war ihr knall-blaues Kleid in der grellen Sonne fast
blenden als ich um die Mittagszeit am Straßenrand mit Dolores
um den Preis des Kanus feilschte. Im Laufe der folgenden Wochen
gab es mehrere Verhandlungen, doch bis zum Ende gab Dolores nicht
nach und blieb bei ihrem ursprünglichen Preis. |
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In einem Land in dem jeder Tag einen Unterschied machen kann,
ist Dolores abhängig vom Verkauf von billigen Schmuckstücke
und Holzschnitzereien um ihre Miete zu bezahlen und ihren Kindern
täglich ein Essen auf den Tisch zu stellen. Die Tage sind
heiß, während sie dasitzt und auf die Touristen wartet
die in dem veraltenden Gästehaus nahe der Küste ein
und aus gehen.
Es gab sogar Gerüchte in den Hintergassen der 'Barrios' von
PG, dass der 'Gringo' Hotelbesitzer Prozente von den Verkaufseinnahmen
verlangt, obwohl er nichts im Gegenzug anbietet, außer den
kurzen, betonierten Gehweg auf dem die zwei jüngsten Kinder
von Dolores, die sie immer begleiteten, spielen und einen hölzernen
Zaun, an dem Dolores Ihren Rücken lehnen kann während
sie ihrem Geschäft nachgeht der ihr Überleben sichert.
Wir lernten den Gringo kennen, und obwohl wir ihn recht arrogant
und herablassend fanden, bezweifeln wir dennoch, dass er so tief
sinken würde Geld von einer alleinstehenden Frau mit neun
Kindern zu nehmen.
Doch es
ist unwahrscheinlich, dass man jemals ein Wort der Beschwerde
aus Dolores Mund hören wird, denn sie genießt ihre
Arbeit und ist stolz dass sie ihr schwieriges Leben gut meistert,
das kann man in ihren dunklen Augen ablesen. Andere haben nun
mal nicht soviel Glück wie sie, erklärt sie. Damals,
vor dem Hurrikan war das Geschäft mit dem Touristen, die
gelegentlich durch Punta Gorda reisen, recht gut. Damals konnte
Dolores manchmal mehrere Kanus gleichzeitig verkaufen, sowie
zahlreiche hölzerne Repliken von örtlichen Schlangen,
immer ein großer Renner bei den Touristen mit lockeren
Geldbörsen.
Trotz des
Geldes das sie mit den Holzschlangen einnahm hat Dolores aufgehört
diese zu verkaufen da es sie zu sehr daran erinnerte, dass ihr
Ehemann Monico an einem Schlangenbiss starb. Es war eine Tommygoff
Schlange die ihn biss, während er das Unterholz ausschlug
um mehr Kakao anbauen zu können. Diese Schlangen sind angeblich
so tödlich, dass sie von den Einheimischen 'Sieben Minuten
Schlange' genannt werden, womit angedeutet wird, dass das Gift
einen Menschen in weniger als sieben Minuten töten kann.
Andere Einheimische sagen, dass dies jedoch Nonsens ist und
erklären jedem, der zuhört, dass es Leute gegeben
hat, die nach einem Biss einer 'Yellow Jaw Tommygoff' sogar
noch einen ganzen Tag gelebt haben.
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